Feuilleton campanaire

02/11/2022

Willisau (LU), röm.-kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul



Im unverkennbaren Firstturm der Pfarrkirche Willisau hängt ein stattliches Geläute. Das Hauptgeläute besteht aus sechs Glocken in b° des’ es’ f’ as’ b’, wovon die fünf kleineren der Giesserei Rüetschi in den Jahren 1929 und 1930 entstammen. Die grösste Glocke, die Wetterglocke, ist von besonderem Wert, ist sie doch 1615 vom bekannten Giesser Abraham Zehnder aus Bern geschaffen worden. Zudem existiert die kleine Taufglocke in f’’, ein spätmittelalterlicher Guss von 1400, der den Meistern Kupferschmid aus Luzern zugeschrieben wird. Sie erklingt vorwiegend separat. Dem Verfasser ist dieses Geläute seit frühester Kindheit vertraut.

Etwa 2008 erhielt das Geläute neue Klöppel, die sehr lange und schmale Vorschwünge besassen. Sie führten zu einem geräuschhaften, patschigen Anschlag. Im Rahmen einer grossen Sanierung der Glockenstube im Sommer/Herbst 2022 konnte der Glockenklang durch verhältnismässig einfache Massnahmen stark verbessert werden: Die Klöppelvorschwünge wurden stark gekürzt, zudem montierte man bei Glocke 6 zusätzliche Gewichte am Schaft, um einen grellen Klangeindruck zu verhindern. Ausserdem wurden Glocken 4 und 2, die mit am meisten benutzt werden, gedreht. Alle Glocken wurden mit neuen Steuerungen ausgerüstet und das gesamte Geläute neu intoniert. Die Arbeiten wurden von der Firma Muff, Triengen, ausgeführt und von Glockenexperte Matthias Walter fachlich begleitet.

Das Ergebnis der Massnahmen ist verblüffend: Das Geläute wirkt nun wesentlich klangvoller, grundtöniger und dynamischer. Zudem sorgt die neue Intonierung für ein ausgeglichenes Klangbild. Auch die Einzelglocken haben enorm profitiert. Es ist eine Freude, das sanierte Geläute zu hören, das nun wahrscheinlich schöner erklingt, als es in seinem über 90-jährigen Bestehen je der Fall war.

Robin Marti, Glockenforscher und GCCS-Mitglied