Kanton Bern (BE)

06/01/2014

Wimmis (BE), ref. Kirche



Als Liegenschaftsverantwortlicher der Kirchgemeinde Wimmis konnte ich die Restaurierung des Geläutes und der Turmuhr im Jahre 2013 hautnah begleiten. Die sechzig-jährige Anlage hatte nach nur sehr geringen Investitionen nun eine grössere Revision nötig und der Kirchgemeinderat entschloss sich, in enger Zusammenarbeit mit Herrn Matthias Walter von der Kant. Denkmalpflege, folgende Arbeiten ausführen zu lassen:

  • Ersatz der alten Klöppel (Das Gewicht der Klöppel wurde praktisch halbiert)
  • Ersatz der Klöppelaufhängung (Lederriemen sind spröde)
  • Glockenaufhängung: Ersatz der starren Kugellager durch neue Pendelkugellager
  • Neue Schwingungsisolation zwischen Glockenstuhl und dem Betonboden (Bisher nicht vorhanden)
  • Korrosionsschutz am ganzen Glockenstuhl
  • Ersatz der alten Motoren durch neue Linearmotoren
  • Ersatz der elektronischen Zuleitungen

Die Arbeiten am Läutwerk wurden von der Fa. Rüetschi Aarau ausgeführt; für kleinere Arbeiten wurden ausschliesslich Firmen aus der nächsten Umgebung berücksichtigt. Die Revision begann am 21. Mai und die Wiederaufnahme des Glockengeläutes wurde am 18. August in einem „Glockengottesdienst“ von der Bevölkerung gefeiert. Alle sind echt zufrieden!  Dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligter konnten die Arbeiten unfallfrei und termingerecht ausgeführt werden! Danke! Einen besonderen Dank möchte ich Herrn Walter von der Kant. Denkmalpflege aussprechen: Er begleitete die Arbeiten intensiv und seine „Feinhörigkeit“ liessen die gesamten Arbeiten zu einem vollen Erfolg werden!

Christof Lehnherr, Liegenschaftsverwalter der Kirchgemeinde Wimmis

 

Seit seinem Guss 1951 hatte das vierstimmige Rüetschi-Geläute der Kirche Wimmis (Töne f´as´ b´ c´´) kaum technische Sanierungen erfahren. Die Elektroinstallationen waren ins Alter gekommen. Der ohne Isolation auf einem Betonboden auflagernde Stahlglockenstuhl bewirkte im Kirchenraum bei jedem Stundenschlag und Glockenläuten enorme Körperschall-Effekte, unmittelbar vor der Kirche wirkte das Geläut aufgrund der offenen Glockenstube und der schweren langen Klöppel lautstark, schrill und peitschend. Eine grundlegende Sanierung der Anlage, durchgeführt im Sommer 2013 von der Firma H. Rüetschi AG in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege, brachte in jeder Hinsicht ein erfolgreiches Ergebnis. Der Körperschall ist durch Gummi-Isolationen stark gedämpft und die Elektrotechnik auf den neuesten Stand gebracht worden. Das Läutsystem wurde durch neue Klöppel und Linearmotoren perfektioniert: Aufgrund der auf Körperschall anfälligen Anlage und dem der Witterung ausgesetzten Glockenstuhl empfahl sich die Technik der wartungsärmeren, ketten- und berührungslosen Linearantriebe, die in der Schweiz mit diesem Projekt erstmalig an einem gesamten Geläute umgesetzt wurde. Die Klöppel wurden mit Ellipsoidballen und teilweise sehr kurzen Vorschwüngen konzipiert, so dass seit der Auswechslung die Knallgeräusche weitgehend verschwunden sind. Aufgrund der Massenkonzentration im Ballen bewirken die Klöppel trotz extrem leichter Masse im Verhältnis zur Glocke eine überraschende Grundtönigkeit und fördern ein homogenes Abklingverhalten. Dank etwas höherer Läutewinkel wirkt das Geläut zudem weniger hektisch und doch lebendiger als zuvor.

Matthias Walter, beratender Glockenexperte